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Christinalou

Wer bestimmt meinen Wert?

Aktualisiert: 14. Jan.


Ich habe öfters das Gefühl mir meinen „Wert“ als Mensch erst erarbeiten zu müssen. Das er nichts von Grund auf gegebenes ist.

Dabei haben wir doch alle denselben Wert von unserer Geburt an.

Dieser ändert sich weder durch unseren Geburtsort, unsere Arbeit, noch durch Dinge die wir tun oder eben auch lassen.

(Ich, als sehr privilegierter weißer, Cis Mensch habe diese Sorgen zum Glück „nur“ oder Großteiles von mir selbst ausgehend, dazu aber ein anderes Mal;) )

Ich finde es immer sehr traurig, wenn Menschen andere Menschen abwerten und Rückschlüsse von Ihren Taten auf Ihre Persönlichkeit ziehen.

Ein klassisches Beispiel hierfür passiert bei Menschen, die anderen Menschen Leid/Schaden zugefügt haben.

Es steht wohl außer Frage, dass es nicht zu rechtfertigen ist, wenn man eine solche Tat begeht.

Aber die Frage ist, aus meiner Sicht, wie viel kann ein Individuum dafür welchen Weg es gegangen ist?

Wir können alle leicht reden und Hasstiraden schwingen, darüber was für ein „Abschaum“ solche Personen doch sind.

Aber wer vergewissert uns, dass wir anders gehandelt hätten, wenn wir denselben Weg gegangen wären? Wie viel davon ist Glück und wieviel selbst erarbeitet?

Eher sollten wir Mitgefühl walten lassen und versuchen zu verstehen, wo der Mensch womöglich falsch abgezweigt ist und wie dieses Problem in zukünftigen Situation verhindert werden könnte. Wie können wir als Gesellschaft, solche Menschen auffangen bevor sie Schaden anrichten?

Also wie können wir z.B. vermeiden, dass Menschen so viel Schaden erhalten bis sie diesen auf andere übertragen?


Ich bin in keiner Position um über andere Menschen ein Urteil zu fällen und denke, das sind die wenigsten von uns.

Grundlegend finde ich es hat keinen Zweck zu urteilen oder besser gesagt zu verurteilen, weil wir damit nur unsere Herzen vergiften.

Ein Urteil sollte immer nur im Sinne der Gesellschaft und nicht zum Zweck der Rache an einer Person gefällt werden.

Wir stellen uns in unserem Kopf über die „Verurteilten“ und machen damit klar „so etwas“ würde uns NIE passieren.

Doch können wir das wirklich mit 100%iger Gewissheit sagen oder wünschen wir es uns nur, damit niemand so über uns spricht, wie wir es über Andere tun?

Doch bedenkt wenn ihr so hart urteilt Ihr seid auch nur gefangene Geister (Sarah Lesch, Testament)

Ich bin außerdem der Meinung, dass wir durch dieses dämonisieren teils blind für unsere eigenen Fehler werden.

Kein Mensch will schlecht oder böse sein.

Kein Mensch will gehasst werden.

Ich denke die Angst davor selbst am Pranger zu stehen, verleitet uns oft dazu, uns übertrieben stark gegen etwas auszusprechen, als symbolischer Akt des „ich bin nicht so!!“.

Aber bewahrt es uns das davor ähnliche Taten zu begehen? Ich denke nicht.

Da es keine reflektierte Aussage ist, sondern lediglich ein „Dagegen-Sein“, manchmal vielleicht, ohne sich groß Gedanken gemacht zu haben wogegen eigentlich.

Ich denke dieses Hinterfragen des Wegs ist superwichtig auch um daraus zu lernen.

Das Leben ist ein einziges Unterrichtsfach im Umgang mit Individuen, die nicht „Wir“ sind.

Und jedes Abstreiten von Menschlichen Fehlern bei uns selbst ist wie Schummeln.

Wir kommen zwar dieses Mal ungeschoren davon aber gelernt haben wir wenig bis nichts.

Wenn wir also eines Tages in einer ähnlich unangenehme Situation stecken(und ich denke jede Straftat ist bis zu einem gewissen Grad mit einer Last für den/die Täter:in verbunden, egal ,ob im Vorhinein oder Währenddessen) haben wir uns nicht auf den Test vorbereitet und laufen Gefahr Dinge zu tun die wir nicht möchten.


Kein gesunder Mensch möchte wissentlich anderen Individuen Schaden zufügen.

Doch dann werden wir überfordert sein, uns denken „ich habe davon schon mal was gelesen“ aber wir werden nicht mehr sagen können was die Richtige bzw. die Falsche Antwort für uns war.

Was richtig und was falsch ist definieren wir natürlich zum größten Teil für uns selbst, nichtsdestotrotz bilden wir diese Definition aus den Erfahrungen die wir bisweilen gemacht oder mitbekommen haben.

Wir notieren welches Verhalten gesellschaftlich toleriert und für uns selbst mit unserem Gewissen und unseren Moralvorstellungen zu vereinbaren war.

Und so lernen und leben wir, für den größten Test unseres Lebens.

Ein anderes Beispiel für Wertverlust einer Person, ist die Sexarbeit. (Natürlich gibt es genug andere Berufe die leider noch als „nieder“ oder „unterhalb“ der Norm angesehen werden, dieser ist nur traurigerweise sehr stark negativ in unserer Sprache vertreten…)

Wer hat beschlossen, dass hier die Arbeit den Wert eines Menschen bestimmt?

Für mich hat immer der Gebrauch von jeglichen negativ Bezeichnung von Sexarbeiter:innen, den faden Beigeschmack von „wir sind unser Körper und wenn du Dienste mit deinem Körper anbietest, ist der hierzu zahlende Wert, der Wert den du als gesamtes Wesen hast“.

Das verstehe ich nicht… Ich finde diesen Beruf sehr sinnvoll, auch, wenn ich mir stärkere Regelungen und mehr Schutz von Seiten des Staates wünschen würde.

Die Tatsache, dass Sexarbeiter:innen teils vergewaltigt werden, weil den Freiern die Grenze zwischen einem Beruf in dem man freiwillig die Selbstbestimmung der Sexualpartner:innen beiseite lässt und allgemein keine Selbstbestimmung haben, offensichtlich nicht bekannt ist, ist wahnsinnig traurig…

Ein großer Teil der Menschheit hat/hatte schon mal Sex und zu mindestens einige davon haben/hatten gewiss Freude daran. Was ist also verwerflich daran sein Geld damit zu verdienen?

Bzw. warum liegt die „Schuld“ hier bei den Menschen die das Angebot und nicht denen die, die Nachfrage darstellen? Warum sprechen wir hierbei überhaupt von Schuld, bei einer der natürlichsten Sache der Welt?

Ich würde mir wünschen, dass wir endlich akzeptieren, dass solange wir einen Sexualtrieb haben weder die Nachfrage noch das Angebot verschwinden wird.

Wir sollten Sexarbeit als normales Berufsfeld ansehen und nichts Verruchtes oder „Wertloseres“.

Nur so können wir ein Bewusstsein schaffen dafür, dass Sexarbeiter:innen den selben Respekt und dieselbe Wertschätzung verdienen wie jeder andere Mensch auch.


Ich denke, dass würde vor allem vielen weiblich sozialisierten Menschen helfen, dass ihr Wert endlich nicht mehr an Ihrer sexuellen Verfügbarkeit/Aktivität oder sonstigem das sie mit IHREM Körper machen gemessen wird.

Also ein großer Schritt Richtung Gleichberechtigung, die wir leider noch nicht erreicht haben und auch schwer erreichen werden, wenn wir immer nur nach Schlupflöchern in der Gesellschaft und Fehlern im Verhalten der Anderen suchen und nie bei uns selbst.

Allgemein sollte ich mich, wenn ich jemanden verurteilte immer fragen, woher kommt diese Wut in mir?

Wer bin ich, dass ich so hart über einen Menschen urteilen kann, von dem ich genau eine Momentaufnahme mitbekommen habe?

Was bringt es mir und der Welt, dass ich Abneigung und Hass gegen eine Person in mir trage?

Und wie sehr schade ich mir damit selbst?

Fazit:

Denk an dich und füll dein Herz und deinen Kopf mit Liebe, weil alles andere ist reine Verschwendung deiner begrenzten Energien!

Selbst, wenn ich ein Verhalten nicht akzeptieren möchte. Anstatt Opfer-Täter Denken an den Tag zu legen und Menschen somit ihre Menschlichkeit und jegliche guten Seiten abzusprechen, ist es immer wesentlich zielführender mit Zuversicht und Mitgefühl einen Weg zu finden, um Menschen vor ähnlichen Schicksalen zu bewahren und sich für sie stark zu machen🌸

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