Das ist die Geschichte über ein Wort
Ein Wort das meinen Kopf verließ
Über meine Lippen huschte um die Welt zu entdecken
Und das alles ohne mir Bescheid zu sagen...
Eines Morgens wurde es zu eng in dem Haus der Gedanken
So eng, dass es förmlich hinaus geschoben wurde
Raus aus der Tür
Raus aus meinem Kopf
Hinein in die Welt
Da steht es nun, das Wort
Blickt sich um und sieht so viel andere Gedankenhäuser
Wie sie durch die Gegend staksen
Getragen von zwei komischen Stelzen
Manche voller, machen leerer, manche so voll, dass sie fast vorne überkippen
Schwups, da öffnet sich eine Tür
Tollpatschig kullert ein kleines Wort aus einem dieser Häuser und plumpst auf den Boden
"Entschuldigung”
-platsch-
da schlägt es auf dem Boden auf
Verteilt sich auf der Erde, wie ein aufgeschlagenes Ei und zieht sich verlegen wieder zusammen
Das Wort blickt hoch und sieht zwei Gedankenhäuser die wohl eben kollidiert sind
Beide noch leicht am Schaukeln von dem Aufprall
Nun öffnet auch das Zweite seine Tore
Ein Wort, nein zwei Wörter halten sich fest bei den Händen und spazieren galant, fast mühelos Richtung Boden
“Kein
Problem”
Leichten Schrittes landet zuerst das Eine und danach auch das Andere Wort sanft neben dem Wort auf dem Boden
Verwirrt blicken sich die vier Worte an
Das Wort grübelt
Kennt es doch “Entschuldigung” und “kein” und “Problem” aus seinem Gedankenhaus
Aber die Worte vor ihm…
Die kennt es nicht
Sie sehen anders aus, klingen anders, die Buchstaben haben andere Größen und überhaupt, sie fühlen sich so anders an
Das Wort blickt wieder hoch zu seinem eigenen Gedankenhaus
Da fliegen Fensterläden und die Türen biegen sich immer weiter nach außen, drohen zu bersten
Es weiß was das heißt, neue Wörter sind eingezogen in das Gedankenhaus
Aber der Mund lässt sie nicht frei
Das macht er von Zeit zu Zeit
Er denkt und denkt und produziert neu Wörter aber lässt keine hinaus in die Welt
Egal wie sehr sie gegen die Fenster hämmern und in die Türen treten
Dann wartet er bis wirklich kein Millimeter Platz mehr frei ist und dann
Dann öffnet er alle Türen und Fenster gleichzeitig und mit einem Windstos werden die Hälfte der Bewohnerinnen hinaus gefegt
Familien werden zerrissen, Milch bleibt unbeobachtet auf dem Herd stehen, einige Wörter sind sogar noch in ihrer Nachtwäsche mit Pantoffeln, wenn sie hinaus gepustet werden
“Hey” schreien sie dann
“Was soll denn das - wir waren doch noch gar nicht vorbereitet und die, die es waren, wollten mit ganz anderen Wörtern an den Händen das Haus verlassen. Einige von uns haben über Wochen und Monate hinweg Ketten gebildet, Sätze zusammengefügt, demokratische Punkte und Striche gesetzt, damit alle von uns hinter dem stehen, was das Haus verlässt. Und du? Was machst du? Lässt keinen gehen und dann wirfst du all unsere Arbeit über den Haufen! Was soll denn das?"
"Wie stehen wir nun da?”
Die Wörter sind dann aufgebracht und toben
Und der Mund ?
Der tut dann das was der Mund am besten kann
Er kneift sich zusammen, beißt sich in die Wange und lässt für die nächste Zeit kein Wort mehr aus dem Haus.
Was für ein Scherbenhaufen
Manchmal kann er einem schon leid tun dieser Mund, dachte das Wort
Keiner wusste wie genau er arbeitete
Wessen Befehle er befolgte
Und irgendwie wirkte er einsam
Da waren doch so viele Wörter die sich bestärkten, manchmal auch bekriegten aber schlussendlich sich immer fest hielten
Und Mund? Da gab es doch nur einen oder?
Was für ein trauriges Dasein
...
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