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Hast du Bock?

  • Christinalou
  • 9. Mai 2021
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 13. Nov. 2022

Hallo, ich bin die Christina und ich mag Sex.

Willkommen in der Selbsthilfegruppe für Menschen die mit sich und ihrer Sexualität struggeln.

Schön, dass du da bist. Auch ein herzliches Willkommen an alle Anderen.

Vorab, ich kenne genug Frauen denen Sex generell super wichtig ist und im Gegensatz dazu auch Männer für die es weniger Bedeutung hat. Warum hier also bei einem Geschlecht Wörter benutz werden wie "Nymphomanin" (was grundsätzlich KEIN im 21ten Jahrhundert zu verwendeter Begriff ist, Sexsucht ist hier das korrekte Wort für alle Geschlechter, soweit es krankhaft ist!!) und es bei Anderen heißt "sie sind eben so/Männer haben Bedürfnisse" etc. ist mir schleierhaft. Können wir bitte auch über "es nötig haben" sprechen? Wie häufig war die Aussage angebracht und hilfreich für das Gespräch oder wurde von der beurteilten Person selbst getätigt? Warum ist es grundsätzlich ein abwertender Terminus? Ist Körperlichkeit nicht ein Bedürfnis wie andere Bedürfnisse auch? Oder raunst du in der Arbeit auch dem Menschen neben dir zu "schau mal, die hat's aber nötig" wenn sich eine Kollegin den Wasserkrug erneut auffüllt, weil sie durstig ist?

Nein? Warum ist dann Sex und Lust so etwas Verpöntes/Unanständiges?

Zu Erinnerung: Sex, etwas ohne das es kein menschliches Leben gäbe. Ist doch fine, dass das Menschen auch wirkliche Freude bereiten kann (ist schließlich nur bei wenigen Säugetieren so). Komisch daher wie immer noch von vielen Menschen angenommen wird, Sex ist nur für ein Geschlecht wirklich ein Thema. Wo in mir die Frage aufkommt, ob die Personen mit denen sie diesen vollziehen (soweit sie heterosexuelle Männer sind) ihrer Auffassung nach keine Freude daran haben, was man dann moralisch hinterfragen sollte.

Eine Untersuchung an der amerikanischen Chapman University 2017 mit 52.500 hetero- und homosexuellen Frauen und Männern zwischen 18 und 65 Jahren zeigte: Frauen haben weniger Orgasmen als Männer – aber vor allem dann, wenn sie mit Männern Sex haben. Während 95 Prozent der Männer sagten, beim Sex zu kommen, konnten das von den heterosexuellen Frauen lediglich 65 Prozent von sich sagen.

Dieses Phänomen nennt man Orgasm-Gap. Einen Teil der Verantwortung sehe ich persönlich in der fehlenden Aufklärung bzw. dem was Aufklärung (zu mindestens bei mir) noch am nächsten kam: Pornos

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich mir zum ersten Mal einen Porno angesehen habe. Sehr versteckt, mit sehr viel Scham und dennoch hat es mir grundlegend etwas gegeben. Da wir damals einen Gemeinschafts-Computer hatten, kam es wie es kommen musste und meine Mum hat zufällig den Verlauf aufgerufen. Um es kurz zu fassen: sie war sehr, sehr enttäuscht, hat mir Vorwürfe gemacht wie ich mir als Mädchen (!!) so etwas frauenfeindliches ansehen könnte, dass es widerlich sei und ich sowas nicht unterstützen dürfe.

Mit einigen Punkten gebe ich ihr heute recht, konventionelle Pornographie zeigt zum Teil ein sehr frauenfeindliches und gewaltvolles Bild von Sex und ist zu einem großen Teil auf heterosexuelle Männer ausgelegt. So aber sein Kind "aufzuklären" und ihm einen positiven Umgang mit dem Thema mitzugeben geht wohl nicht ganz auf. (bitte nicht falsch verstehen, das soll KEIN Vorwurf sein, sie hat es auch nicht besser gewusst, so wie die meisten, woher auch?) Ich habe mich ziemlich schlecht gefühlt und dachte etwas sei falsch mit mir (was meine grundlegende Annahme hierzu noch verstärkt hat).

Schwierig also und nachvollziehbar, dass ich, weil ich allgemein Lust auf Sex hatte, mich und meine Lust stark abwertete und versucht habe von mir abzuspalten.

Es fällt mir immer noch schwer mich fallen zu lassen, dabei keine abwertenden Gedanken zu haben und mich selbst wichtig zu nehmen. Nicht ständig nur darauf zu achten was meinem Partner gefallen könnte und wie ich ihm gefallen könnte. Mich als aktiven Part wahrzunehmen, dessen Bedürfnisse auch einen Platz haben sollten.

Sex war nie etwas, das dafür da war mir zu gefallen sondern etwas, in dem ich da war, um zu gefallen.


Damit bin ich aus meiner Erfahrung heraus wirklich nicht alleine.

Schließlich sind die meisten von uns mit Pornos mit Penetrativen-, Hetero-Cis-Sex, viel Sperma, stöhnenden meist passiven weiblichen Charakteren, häufig körperlicher und/oder sprachlicher Gewalt und Degradierung des weiblichen Parts zum reinen Lustobjekt aufgewachsen.

Ich weiß nicht, ob du eine anständige Aufklärung hattest?

Ich nicht.

Bis vor einem Jahr, wusste ich nicht wie man "das da unten" richtig benennt (weil Scheide doch etwas ist in das man ein Schwert steckt und Mumu/Muschi/Möse lassen mich eher an Babytiere denken), was der Unterschied zwischen Vagina und Vulva ist oder, dass Selbstbefriedigung auch als Frau komplett normal und schön sein kann.

Ich habe für mich endlich begonnen meinen Frieden mit meiner Lust und Sex im Allgemeinen zu finden.

Wie geht es dir damit? Zusätzlich möchte ich empfehlen, wenn du gerne Pornos schaust auch mal faire Seiten zu probieren wie z.B.: https://xconfessions.com/ von Erika Lust, steht für faire und menschliche Darstellung von Lust, die versucht alle Menschen, Fetische und Vorlieben zu inkludieren. Unter anderem werden hier anonyme Wünsche verfilmt. https://www.bellesa.co/ eine kostenlose Porno/Blog Seite die die weibliche Lust mehr in den Fokus rückt. Neben erotischen Texten und Beiträgen über Selbstliebe und Empowerment findet man hier auch Sex Toys und Merch. https://pinklabel.tv/on-demand/ hat neben erwerbliche Filmen auch Aufklärungscontent, den die meisten von uns nie erhalten haben.

Ein Fokus der Gründerinnen ist neben Independent-Filmen , viele verschiedene Körper-, und Liebesformen eine Plattform zu geben. Traurig btw, dass man FAIR-Porn fast nur unter der Betitelung "Pornos für Frauen" findet.

Als, ob sich kein nicht-weiblicher Mensch für Pornographie ohne Gewalt und mit fairen Bedienungen interessieren würde...aber das ist wieder das Thema von Feminismus als "Frauenproblem"...


PS: Sprache kann inkludieren aber genauso exkludieren und sie prägt nachweislich unser Denken.

Ausdrücke wie "jemanden durch nehmen/drüber rutschen/einen wegstecken" o.Ä. stellen für mich klar was meine Rolle als weiblicher Part ist - Passiv... Also lass uns doch auch unsere Sprache verändern, soweit wir gedanklich nicht noch an Wertevorstellungen der 40er Jahre festhalten wollen! Danke 💕 Danke vor allem fürs zuhören/lesen 🤗 Und es würde mich wirklich interessieren was so deine Erfahrungen/Meinungen zu dem Thema sind?


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