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Christinalou

Fragil

Aktualisiert: 14. Apr. 2023

Narben, sie zieren Teile meines Körpers und immer noch den Großteil meines Geistes.


Vermutlich sehe ich meine Narben immer noch zu präsent, dabei gab es eine Zeit in der war mir ihr kaum-Vorhandensein peinlich.

Sie waren nicht sichtbar genug, nicht groß genug, nicht tief genug und ich in meinem Kopf - nicht krank genug.

Nicht krank genug für Hilfe, nicht krank genug für Heilung.

Aber wie viel Leid muss ich ertragen bis ich den Wunsch, nein das Recht habe, dass sich etwas bessert?


Von allen Arten des selbstschädigenden Verhaltens ruft "schneiden/ritzen" immer noch, aus meiner Sicht, am meisten Unverständnis hervor.

Sogar in Personen die selbst genügend selbstschädigende Verhaltensmuster an den Tag legen.

Es schmerzt mich jedes Mal, wenn gerade bei diesem Thema Sätze fallen wie "die wollen ja nur Aufmerksamkeit" oder es sei "peinlich/krank/psycho/verrückt".

Ich kann nur aus meiner Erfahrung sprechen, alles was ich wollte war Hilfe, Liebe, Zuneigung und in diesen Momenten eine kurze Erleichterung von der erdrückend Negativität.

Sind das nicht nachvollziehbare Gefühle und Wünsche?


Der Grund warum ich Jahre lang nicht schwimmen war, im Sommer lange Kleidung getragen habe oder mich nicht vor Anderen umziehen wollte war, weil ich Angst hatte diese Assoziation in Menschen auszulösen. Verurteilt zu werden.

Es war mein Kaffee mir selbst zu schaden und falls jemand daran zweifelt, nein ein Schnitt der eine Narbe bildet ist nicht so angenehm, dass ich es mir heute als Sonntags Abendbeschäftigung aussuchen würde damit wir am Montag im Büro ein Gesprächsthema haben.

Aber ich kann es irgendwo verstehen dieses Unverständnis, habe ich mich doch selbst vor meiner Erkrankungen über diese "emos" lustig gemacht.

Nur war ich damals erst 13 Jahre alt.


Dabei ist Schneiden einfach ein in der Gesellschaft nicht sehr gut angesehener coping Mechanismus, eine Bewältigungsstrategie.

Schädigend ja, aber dennoch erfüllt sie auf eine ungesunde Art und Weise einen Zweck, ähnlich wie Frustsaufen, allgemein übermäßiger Drogenkonsum, bewusster Nahrungsverzicht, gegen harte Gegenstände schlagen, Aufbeißen der Wangen/Lippen, Selbstsabotage und und und.

Vielleicht möchte man sich dadurch wieder spüren oder nichts mehr spüren oder sich selbst bestrafen oder Frust abbauen oder sich allgemein abreagieren, was auch immer der Grund sein mag, ich denke diese Verhaltensmuster werden kaum überlegt, geplant oder gar mit klarem Kopf ausgeführt.

Bei mir waren es Kurzschlusshandlungen meist von einer Überstimulation negativer Gefühle hervorgerufen.


Traurigerweise leben wir in einer Gesellschaft die einige der oben genannten Verhaltensmuster sogar noch glorifiziert (übermäßiger Alkohol/Drogenkonsum z.b.), obwohl sie meines Erachtens auf Dauer sowohl für Körper als auch Geist schädlicher sind…


Aus meiner Sicht ist es menschlich zu Scheitern und ansich zu verzweifeln oder ist hier eine Person die noch nie destruktive Gedanken gegen sich selbst oder Andere hatte?

Ich bezweifle es.

Niemand muss stark sein, niemand muss "fleißig" sein, niemand muss den Schönheitsideal entsprechen, niemand muss durchhalten/etwas aushalten und jede:r sollte um Hilfe bitten dürfen, wenn er/sie* es alleine nicht mehr schafft OHNE dafür verurteilt zu werden!

Wir waren doch alle schon mal in Situationen in denen wir uns nicht ganz unwissentlich geschadet haben oder? Warum löst dann dieses sichtbare "an sich verzweifelt sein" solch eine Abneigung aus?


Ich würde mir wünschen, dass wir alle anfangen uns selbst mehr zu reflektieren anstatt ständig alles und jeden zu verurteilen

Dass wir mehr Mitgefühl walten lasen, weil Abneigung und Hass weder uns noch unserem Gegenüber helfen

Dass wir wirklich versuchen einander zu verstehen und zu helfen oder wenigstens akzeptieren

dass jede:r das Recht hat so zu sein wie er/sie* nun mal ist (soweit niemandem geschadet wird)!


Passt auf euch auf und habt euch lieb, dass haben wir alle nötig 🤗

Danke ❤️

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