Ich liebe den Herbst, diese Nüchternheit, alles wirkt so ehrlich, wirkt so roh, so nackt.
Ohne wunderschöne Sonnenstrahlen, die die kalte Realität zu traumhaften Instagram Gemälden zaubern.
Keine lachenden Menschen und strahlenden Kinder überall.
Ich sehe mich in dieser Welt. Auf so viele Arten.
Manchmal können selbst die hellsten Sonnenstrahlen und der blaueste Himmel, meine Welt nicht bunter machen.
Manchmal ist sie einfach grau und das ist okay.
Der Herbst forderte keine Fröhlichkeit, keine Zeit mit Freund:innen an der frischen Luft, kein Tribut an das „schöne Wetter“.
Er ist einfach da, gibt Ruhe und erdet.
Also mich zu mindestens.
Nicht, dass ich den Sommer nicht genieße.
Mittlerweile kann ich das, weil ich so weit bei-mir und in-mir angekommen bin, dass ich mich frei genug fühle, um mich einhüllen zu lassen von dieser Wärme, dieser Lebensfreude.
Mich fallen zu lassen, mich gut zu fühlen.
Aber wie die Natur brauchen auch wir Ruhephasen und ja, dieses Jahr gibt es die für kaum jemanden…
Corona, Weihnachten, Stress und Unsicherheit, wohin man nur blickt.
Oder sehe ich hier nur meine Gefühlswelt in den Reflexionen der leeren Gesichter?
Ist Weihnachten nicht die Zeit der Besinnung?
In der wir zu uns finden, näher zusammen rücken und schätzen was wir haben?
Ich bin nicht religiös, aber das sind die Werte, die mir zu Weihachten vermittelt wurden, auch, wenn sie nicht so gelebt worden sind. Nicht immer.
Dafür liebe ich diese karge Jahreszeit, sie gibt uns die Ruhe, die wir alle brauchen, Abstand von der Hektik und zeigt uns, dass sich die Welt weiterdreht. Auch ohne uns.
Jedes Jahr aufs Neue.
Sie zeigt uns wie klein wir sind, wie unbedeutsam, wie sich auch die Natur zurückzieht, um bald wieder neue Knospen sprießen zu lassen.
Und wir, wir verkriechen uns in unsere Höhlen, ziehen die Decke über den Kopf und warten auf die Sonne.
Den Neuanfang.
Das Zeitgefühl gibt nach, es könnte brennende Mittagszeit oder die früheste Morgenstunde sein.
Es macht keinen Unterschied.
Die Zeit macht keinen Unterschied.
Für Viele ist das gewiss deprimierend, dieses ewige Grau, dieser einheitliche Nebel an Tagen und Stunden.
Doch ich liebe und genieße es.
Macht es wirklich einen Unterschied?
Jeder Tag und jede Stunde kann die Beste und sogleich die Schlechteste deines Lebens sein.
Es ist nicht abhängig von Zahlen auf dem Kalender oder deinem Ziffernblatt.
Es ist reine Kopfsache.
Es ist so ruhig, so beruhigend ruhig.
Ich höre das Rascheln der Blätter, das Krächzten einiger Krähen und das matschige Geräusch meiner Schuhe, die in das feuchte Laub gleiten.
Stille, das ist Stille
Ich habe meine Kopfhörer rausgenommen, um es zu hören.
Um Nichts zu hören
Es klingt wunderschön
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