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Christinalou

Einmal mit Gefühl bitte

Aktualisiert: 13. Nov. 2022

Wem geben wir Mitgefühl oder sprechen Gefühle ab? Wie viel trägt unser Alter, Geschlecht und Auftreten dazu bei, ob man uns Gefühle zu-, oder ab spricht.


"Ich bin klein und süß. Ich brauche Hilfe und möchte beschützt werden."

Diese Gedanken wecken selbst bei mir besonders kleine/zarte Personen...

Aber ab welcher Größe lösen, besonders Frauen diese Gefühle nicht mehr in Anderen aus?

Ich verstehe die Assoziation, wenn man klein und zierlich ist, erinnert Mensch an ein Kind und wirkt somit hilfsbedürftig.

An sich ist es ja etwas Schönes Menschen helfen zu wollen.

Problematisch wird es erst, wenn wir Menschen ihre Unabhängigkeit und Selbstständigkeit oder andersherum ihr Anrecht auf Unterstützung absprechen.

Von diesen beiden Beispielen sind männlich und weiblich gelesene Menschen unterschiedlich betroffen.

Wem man welche Art hier zuschreibt, gibt die Gesellschaft ganz klar vor.


Du bist eine Frau und brauchst Hilfe?

Du brauchst Hilfe!! Entweder „betöre“ mit deinen „Reizen“ oder stell dich dumm, wirke kindlich und unbeholfen.

Du bist ein Mann und brauchst Hilfe? Sei ein Mann und brauch einfach keine Hilfe!!

Danke Gesellschaft für diese hilfreichen Ratschläge…


Ich werde im folgenden Text meine Gedanken zu den beiden binären Norm-Geschlechtern was dieses Thema angeht erläutern. (Ich gehe absichtlich nicht auf andere Geschlechterformen ein da ich hier keine Erfahrungswerte habe und lieber Betroffene sprechen lassen möchte!)

 

-Weiblich gelesene Menschen-

Ich, als cis Frau, bin so ein Mensch und frage mich oft, ob es feministisch ist sich dieser Klischees zu bedienen um etwas zu bekommen.

Eines ist es auf jeden Fall: nachvollziehbar, schließlich sind wir alle in der westlichen Kultur so erzogen worden und niemand wird gezwungen darauf anzuspringen oder?

Und am Rande: Menschen die einen grundlegend sexualisieren oder entmündigen tun dies auch ohne unser Zutun, also wie viel liegt hier wirklich in unserer Verantwortung?

Daraus Vorteile zu ziehen ist, aus meiner Sicht, nichts Verwerfliches, weil das die Dinge sind die einem von Geburt an gegeben wurden.

Beispiel: wenn ich sehr intelligent bin würde sich sicher keine:r beschweren, dass ich mir damit einen Vorteil verschaffe, obwohl ich dafür genauso viel oder wenig verantwortlich bin.(Bildung ist hierbei nicht gemeint, weil das auch nur eine Förderung darstellt mMn)


Der Gedanke, dass ich diese "Vorteile" in den nächsten Jahrzehnten verlieren werde stresst mich etwas…

Meiner Erfahrung nach erhält eine weiblich gelesene Person umso weniger "Schutz" durch diesen vermeintlichen "Beschützerinstinkt", umso weiter sie sich von dem gesellschaftlichen Schönheitsideal entfernt.

Altern ist leider nicht so Inn…

Das sollten wir ändern!

Was ist denn bitte schön cooler als schon lange auf diesem traumhaften Planeten zu sein? So viele Erfahrungen und Geschichten gesammelt zu haben und diese Erfahrungen als Tool für weitere Herausforderungen nutzen zu können? Aber das ist ein anderes Thema...


Es ärgert mich immer wieder, wenn ich Gedankenmuster die Menschen Gefühle an-, oder absprechen auch in meinem Kopf entdecke aber dort befinden sich wohl genauso wie in all unseren Köpfen.

Sie wurden dort hinein gehämmert, mit jeder Werbung in der die Frau den, ihr Bad reparierenden Mann anschmachtet/betört, Männer kalte, gefühllose Wesen sind die nur auf Erfolg aus sind und das einzige Ziel einer Frau das "perfekte" Aussehen ist.

Jeder Ausschreibung die nach „starken“ Männern zum anpacken oder hübschen Damen zum "Präsentieren" von was auch immer sucht .

Jedem Film in dem eine starke Frauenrolle einfach nicht vor kommt (das wäre sowieso nur "feministische Propaganda 😠") oder wenn dann extra hervorgehoben werden muss wie "anders" und "not like other girls" sie ist oder Frauen grundsätzlich nur als Objekt der Begierde auftreten und der Charakter nicht mehr Tiefe als die des Dekolletés benötigt…


Es ist sehr schwierig allgemein zwischen reiner Hilfsbereitschaft und geschlechterbezogenen Stärkenminderung zu unterscheiden.

Natürlich ist es nett, wenn mir jemand die Tür aufhält, aber weil ich ein Mensch bin und nicht eine Frau, der man vielleicht einfach auf den Hintern schauen oder klarstellen möchte, dass das Halten der schweren Tür kein Problem für einen darstellt.

(Ich habe hier eine recht negative Meinung, ich weiß und ich entschuldige mich auch hierfür bei allen männlich gelesen Menschen die nicht so sind...)

 

-Männlich gelesene Menschen-

Ein Punkt, bei dem mir diese Geister in meinem Kopf aufgefallen sind, ist das Thema Gefühle/"Schwäche" zeigen.


Ich kann die Male bei denen ich Männer Weinen gesehen habe an einer Hand abzählen.

Was sehr sehr schade ist.

Also nicht, dass niemand so traurig war, sondern, dass diese Menschen ihrer Traurigkeit vielleicht keinen Ausdruck verleihen konnten, weil es ihnen aberkannt bzw. nie beigebracht wurde es zu zulassen.

Wenn ich beispielsweise eine Diskussion mit meinem Partner habe, weine ich sehr schnell, weil ich allgemein schnell weine, weil das die Reaktion von meinem Körper auf fast alles ist was ihn überfordert.

Ich erwarte mir dann Rücksichtnahme und einen vorsichtigen Umgang mit mir, weil ich meinen Schmerz/meine Verletzlichkeit offen zeige.

Aber andersherum lese ich gewiss zu wenig Zeichen, die auf Verletztheit hindeuten und weil ich keine Tränen sehe nehme ich an es geht ihm nicht nahe.

Dabei vergesse dabei komplett die Gesellschaftliche Last, die ihm auferlegt wurde, als sein zugeschriebenes Geschlecht, keine Emotionen zeigen zu dürfen.

Das ist ziemlich unfair, weil ich nie verurteilt wurde dafür zu weinen und ich habe in meinem Leben sehr viel geweint.

Aber so als Mädchen ist das wohl normal. Da ist man höchstens eine Mimose oder Heulsuse.


Während mein Partner viel schmerzhaftere Erfahrungen machen musste und dabei schon bis zu ein gewissen Grad diese „Stärke“ erwartet wurde, die man gesellschaftlich einem erwachsenen Mann zuschreibt.

Aber nichts ist stark daran, sich schlecht behandeln zu lassen, sich selbst klein zu machen oder mit Gewalt zu kontern.

Zu sich und dem Schmerz zu stehen ist stark und da gehört Weinen/Verletzlichkeit zeigen nun mal ab und zu dazu, finde ich.


Ich schätzte viele Männer in meinem Leben als sensibel ein aber habe das Gefühl, dass sie das viel weniger bis gar nicht ausleben können als beispielsweise, ich...

 

-Conclusio-

Was kann ich also als Individuum gegen diese Ungerechtigkeit machen?

Ich empfehle allen Menschen und auch mir!!:

Hör mehr zu, stell mehr Fragen, nimm nicht an, sondern lass dein Gegenüber seinen/ihren eigenen Standpunkt erläutern.

Wenn du dich bei Vorurteil behafteten Gedanken ertappst, halte kurz inne, fühl dich nicht schlecht, sondern nimm es als Chance wahr zu lernen und sei stolz, dass du dieses Potenzial erkannt hast 😉

Trainiere Gedankengänge.


Beispiel: ein männlich gelesener Mensch weint und du empfindest es als übertrieben/unmännlich/peinlich, grundsätzlich negativ!

Stopp hier!

Stell dir diese Person als Kind vor (Kinder sind meistens weniger mit Stigmata belegt als Erwachsene)

Was siehst du?

Einen offensichtlich traurigen/verletzten Menschen.

Wie würdest du auf ein trauriges/verletztes Kind reagieren?

Vermutlich vorsichtig hinterfragen was passiert ist, wie man helfen kann und einfach Trost spenden, oder?

So vermittelst du der Person ihre Emotion ist valide und du nimmst sie ernst, das wünschen wir uns doch alle für uns selbst, oder?


Anderes Beispiel: eine weiblich gelesene Person beschwert sich/regt sich auf.

Dein erster Gedanke "lass sie ausspinnen/herum zicken/übertreiben/nervig sein".

Du nimmst ihr Gefühl nicht ernst. Warum? Wie würdest du reagieren, wenn ein Mann den du respektierst so seinem Unmut Luft machen würde?

Warum unterscheiden wir wer Respekt verdient und wer ernst genommen wird?

Warum nicht einfach jeden Menschen grundlegend ernst nehmen?

Höre zu, frag dich, ob vielleicht etwas dran ist an der Klage oder wie man das Problem lösen kann.

Es ist doch für niemanden angenehm sich nicht ernst genommen zu fühlen oder?


In unseren Emotionen sind wir keinen Tag gealtert, wir lernen nur welche Reaktion die Gesellschaft toleriert bzw. die gewünschte Reaktion hervorruft.


Wir lernen aber nur mit Erfolgsgefühlen und nicht mit Stress oder Druck und Lernen ist notwendig für uns Alle, wenn wir eine Welt erleben möchten in der Ungerechtigkeit, Diskriminierung und Übergriffigkeit stetig immer weiter verschwinden!!


Du machst das super, sei nicht zu streng mit dir aber auch nicht mit anderen, nur zusammen können wir wirklich etwas bewegen ✨ Und JEDE:R kann etwas bewegen!!

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