Durch ein Gespräch über Reverse Racism, musste ich mich neulich damit auseinandersetzten, ob Diskriminierung immer nur ein Opfer hat? Ich denke es gibt keine „guten“ oder „schlechten“ Menschen. Genauso wenig wie 100%ige Opfer und 100%ige Täter… Jeder von uns hat sicher schon genug Dinge erleben müssen, die niemand erleben sollte und sicher schon einiges getan ohne vorher die Konsequenzen zu bedenken. Es bringt nichts Narben zu vergleichen, stattdessen sollten wir uns gegenseitig beim Heilen dieser helfen.
Wir sind doch alle gleich, egal wie sehr wir nach Unterschieden suchen. Es ist wohl an der Zeit zu lernen, dass Mitgefühl und Wertschätzung auch die beste Salbe für die eigenen Wunden ist… Gleichberechtigung hört nicht auf, nicht bei einem Geschlecht, einer Sexualität, einer Herkunft, einer Lebensform.
Ich glaube, dass ich mir selbst oft sehr schwer tue wirklich zu zuhören, wenn ich meine Antwort schon parat habe… „Verteidigung“
Ich kann nur aus Erfahrung sprechen, dass es manchmal nicht einfach ist auf Empathie und Verständnis zu vertrauen oder diese sogar überhaupt wahr-, und anzunehmen, wenn sie einem entgegengebracht werden.
Aber kann man es mir verübeln, in einer Welt, die mir meinen Wert gezeigt hat und täglich zeigt.
Mein Wert ist, als weiblich sozialisierte Person zu einem großen Teil leider immer noch mein Körper, wenn ich Glück habe auch mein Gesicht. Das größte Lob ist es keine Frau zu sein aber wie die Vorstellung einer auszusehen, „nicht wie die Anderen“ oder „eh cool für ein Mädchen“ zu sein. Dafür, dass mein Geschlecht offensichtlich keinen relevanten Wert besitzt, wird mir dieser von großzügigen Menschen zugesprochen.
Ich kann meine Dankbarkeit hierfür kaum in Wort fassen...
Was eine Beleidigung daran ist sich für Gerechtigkeit einzusetzen wurde mir bis heute nicht erläutert aber, das würde ich wohl sowieso nicht verstehen. So als "Social Justice Warrior".
Spannend bei diesem Thema finde ich immer wieder das Wort „toxic masculinity“.
Diese Wort beschreibt keineswegs jegliches Verhalten, dass von männlich sozialisierten Menschen ausgeführt wird.
Nein, auch diese Personen leiden darunter…
Jedes mir bis dato bekannte Problem von männlich sozialisierten Menschen basiert auf einer falschen Vorstellung von Männlichkeit. Und hier gibt es wieder nicht den EINEN Übeltäter, der die Bürde der gesamten Schuld auf seinen Schultern trägt.
Es ist ein System von dem eine kleine Gruppe an Menschen vielleicht bis zu einem gewissen Grad profitiert aber unter dem der Großteil leidet.
Beispiel: dass es wenig Unterstützung für Männer die ganz gleich welche Art von Gewalt erfahren gibt oder diese propagiert wird, liegt (meiner Ansicht nach!) NICHT daran, dass Frauen ein Monopol auf „ Gewaltopfer“ haben, geschweige denn haben wollen, sondern daran, dass Männer stark sein müssen, sich wehren können müssen, Dominanz und möglichste keine Gefühle zeigen dürfen . Ihnen wird dadurch einfach das Label „Gewaltopfer“ abgesprochen- weil man als Opfer kein Mann mehr ist.
Diese Erklärung lässt sich auf viele weitere Missstände anwenden wie psychische Probleme, Suizid, Sorgerechts-Streit, etc.
Um an einem der beiden „Seiten“ etwas zu verbessern, müssen wir einsehen, dass es keine Seiten gibt.
Wenn wir aufhören würden einen Krieg zwischen allem und jedem zu führen, dass nicht wir oder eine sehr geringe Abwandlung davon ist, würden wir sehen, dass wir alle nur versuchen den Schaden zu begrenzen, es aber nie schaffen werden, wenn wir die tickende Bombe der „Schuld“ immer nur zwischen uns hin und her reichen…
Vielleicht können wir alle etwas mehr an das WIR dieser Welt glauben und einsehen, dass WIR keinen Platz für weitere Verwundete haben. 🌸 Danke
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